Hochsensibel oder traumatisiert?

 

Schätzungsweise 10-20% der Bevölkerung könnten hochsensibel sein.

Hochsensibilität gilt als die Veranlagung, Reize tiefer und umfassender zu verarbeiten und somit eine gefühlt stärkere und intensivere Wahrnehmung zu haben. Eine hohe Reizempfänglichkeit treten auch zB bei Autismus, AD(H)S oder der Posttraumatischen Belastungsstörung auf.

„Entwicklungstrauma betrifft jeden Menschen“ – Eine kühne These oder Realität? Viele Traumatherapeut:innen sagen: Trauma ist normaler Bestandteil des menschlichen Erlebens.

Eine „dünne Haut“ und feine Antennen können Menschen schnell aus dem seelischen und körperlichen Gleichgewicht bringen.

 

Insbesondere traumatisierte Menschen fühlen sich häufig „hochsensibel“ oder hochsensitiv und können aufgrund eines inneren „Daueralarms“ in ständiger Übererregung, oft auch im Wechsel mit scheinbar totaler Unterspannung, durchs Leben gehen.

Richtige, echte „Entspannung“ kennen sie eigentlich nicht. Ich erlebe es oft, dass Menschen sich selbst als entspannt wahrnehmen – Die Signale ihres Nervensystems sprechen aber eine ganz andere Sprache. Diese Signale wahrzunehmen, kann man lernen und ebenfalls, das eigene Nervensystem zu beruhigen und zu regulieren. Dabei kann die körperorientierte Traumatherapie enorm hilfreich sein.

 

Ist eine bedrohliche Situation in der Vergangenheit nicht durch Kampf oder Flucht aufzulösen gewesen, gehen Menschen in die Erstarrung oder, als letzten Ausweg, in die Erschlaffung und somit in die Bereitschaft, zu sterben. Ein Mensch, der eine solche Situation zwar physisch überlebt hat, kann diese Erfahrungen dennoch als dauerhafte Bedrohung im Nervensystem abgespeichert haben. Durch unterschiedliche, ebenfalls dem Überleben geschuldete kognitiven Blockierungen gelingt es nicht, die bedrohliche Situation auch innerlich aufzulösen und somit in einen regulierten Zustand zurückzupendeln.

 

Das Trauma ist zwar äußerlich scheinbar vorbei, nicht aber die Reaktionen des gesamten Organismus, die durch das traumatische Ereignis hervorgerufen wurden. Durch die körperorientierten Psychotherapieverfahren können Patient:innen und Klient:innen lernen, ihr Nervensystem zu regulieren und allmählich wieder in einen Zustand gesunder und emotional beweglicher Wachheit zurückzukommen.

 

Die stressinduzierte Hochsensibilität verändert sich durch die Fähigkeit, den inneren Raum der Stresstoleranz zu weiten. Daher sind diese Therapieverfahren für hochsensitive, traumatisierte Menschen besonders wirksam. Unter anderem Bereiche des Stammhirns, in denen unsere Kampf- und Fluchtmechanismen aktiviert sind, können so angesprochen werden. Ich habe die These, dass viele Menschen, die sich als hochsensibel definieren und dies als Belastung erleben, auch einen traumatischen Hintergrund haben. Das schließt eine erhöhte, angeborene Sensitivität nicht aus, kann aber m.E. ungünstig korrelieren.

 
Die tägliche Reizüberflutung…


Wir alle sind tagtäglich einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt, die uns auslaugen und erschöpfen können. Die aktuelle Hochsensibilitäts-Forschung geht davon aus, dass Hochsensible Personen ein durchlässigeres Reizfiltersystem mit ins Leben bringen. Das bedeutet, vielfältige Eindrücke wie grelles Licht, ein hoher Geräuschpegel oder große Menschenansammlungen werden im hochsensiblen Gehirn tiefer verarbeitet. Im Englischen wird das als Sensory Processing Sensitivity bezeichnet. 

Eine erhöhte Sensitivität kann viele (positive und belastende) Ursachen haben – Hochsensibilität ist nur eine davon! Ich vertrete daher auch die Haltung, Ihnen klar mitzuteilen, wenn ich der Meinung bin, dass Ihrer Sensitivität andere Ursachen zugrunde liegen könnten.

Wenn Sie sich zum Thema „Hochsensibilität oder nicht?“ intensiver einlesen möchten, empfehle ich Ihnen meinen Artikel Warum Hochsensibilität überschätzt wird.

In der Hochsensibilität stecken viele Gaben: Kreativität, Leidenschaft, Elan, ein besonderes Feingefühl und die Fähigkeit zu analytisch-ganzheitlichem Denken. Auch im Bewältigen und Integrieren von Traumatisierungen liegt ein Schatz begraben – Hier sprechen wir vom „traumatic growth“ – vom traumatischen Wachstum.

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Weitere wissenswerte Infos finden Sie in meinem Blog oder unter den Links.

 

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Ein Leben, das den eigenen Anlagen gerecht wird, kann diese Gaben zum Vorschein bringen. Zum Beispiel mit Hilfe von Achtsamkeitstraining, Ruhezeiten, Entspannungsverfahren, inspirierenden, aber wohldosierten Eindrücken und anregenden Kontakten.

 

Ich freue mich, Ihnen dabei zu helfen, Ihre Gaben ans Licht zu bringen und optimal ins Leben zu integrieren!

Lesen Sie auch meinen Artikel zum Thema Psychotherapie und Hochsensibilität.

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Übrigens hat mich 2016 Nina vom Mainzer Wohnzimmer zu dem Thema interviewt. Das ganze Interview finden Sie hier!